von Juliane Künzel und Oliver Wolf
Familienstrukturen sind ebenso vielfältig wie die Farben und Facetten eines Kaleidoskops. Jede Familie impliziert ein bestimmtes Verständnis von Werten, Normen und Handlungsweisen. Die damit entstehende individuelle Familienphilosophie wurzelt in den einzelnen Familiengeschichten. Um ein besseres Verständnis für die familiären Muster zu entwickeln, können systemische Methoden weiterhelfen. In den folgenden Abschnitten wollen wir Ihnen kurz das Genogramm und das Familienbrett methodisch vorstellen.
Genogramme erfassen die Familienmitglieder und ihre Beziehungen über mindestens drei Generationen. Sie gewährleisten einen Überblick über komplexe Familienstrukturen, große Ereignisse, familiäre Dynamiken und Ressourcen. In einem Genogramm werden Symbole und Verbindungslinien verwendet. Diese können sowohl horizontal und damit im aktuellen
familiären Kontext als auch vertikal, das heißt über mehrere Generationen hinweg, betrachtet werden. Der Kreis dient der Darstellung einer weiblichen Person und das Quadrat symbolisiert ein männliches Familienmitglied. Die biologischen und rechtlichen Beziehungen werden durch Linien beschrieben. Kinder eines Paares sind durch senkrechte Striche mit der Paarlinie ihrer Eltern verbunden. Ist das grundlegende Familiengerüst des Genogramms gezeichnet, können zusätzliche Informationen wie Beruf, Religion, sexuelle Orientierung oder Wohnort der Familie ergänzt werden. Im weiteren Schritt können dann Hypothesen von familiengeschichtlichen Entwicklungen und Geschehnissen gebildet und interpretiert werden.
Ende der 70er Jahre entstand innerhalb einer Arbeitsgruppe um Kurt Ludewig das Familienbrett. Es bietet eine weitere methodische Möglichkeit um Familienstrukturen und familiäre Kommunikationsprozesse darzustellen. Dabei werden Familiensituationen mit Hilfe von unterschiedlich geformten Holzfiguren auf einem großen Holzbrett aufgestellt. Bei der Auswertung spielen Blickrichtungen, Beschaffenheit und Entfernungen der Figuren eine Rolle. So dient beispielsweise die Entfernung als Indikator für Abhängigkeit, Nähe, Kontakthäufigkeit oder Abgelöst-Sein. Das Familienbrett dient als Darstellungsmethode für besondere Familiengeschichten oder problematische Situationen. Berater und zu Beratende erhalten infolge der Aufstellung eine Außenansicht und können komplexe Gefühle externalisieren beziehungsweise systematisieren. Weiterhin werden Chancen, Herausforderungen und Lernfelder innerhalb der Familie sichtbar. Ein möglicher Standpunktwechsel kann so leichter gelingen.
Im calaidoskop betrachten wir Familien als einflussreichstes System des Individuums. Die gemeinsamen biologischen, rechtlichen, kulturellen und emotionalen Geschichten bedingen das Wohlbefinden eines jeden einzelnen Familienmitglieds.