Während der Coronazeit leben die meisten von uns zu Hause, zusammen mit ihrer Familie. Die Beschränkungen um das Haus zu verlassen nehmen dabei immer weiter zu und teils verschärft sich damit auch die Lage in unseren vier Wänden. Wir wollen Ihnen hier wertvolle Tipps geben, wie Sie das Miteinander besser gestalten können.
Das größte Problem ist das neue Ausmaß an Zeit, die man plötzlich miteinander verbringt, und der dazukommende, mangelnde räumliche Abstand. Jedes Familienmitglied ist unter normalen Umständen dazu in der Lage, tagsüber für sich zu sein und Abstand zur Familie zu gewinnen. Besonders in der Pubertät kann dies enorm wichtig sein.
Es ist normal, sich in Familien ab und zu zu streiten. Nach einer solchen Auseinandersetzung sollte jeder das Gefühl haben, für sich sein und die Konfliktperson meiden zu können. Daneben ist es aber auch wichtig, dass nicht nur genug Abstand, sondern bewusst auch genug gemeinsame Zeit verbracht wird. Das Familienhaus-Modell von Brigitte Lämmle und Gabriele Wünsch veranschaulicht gut, welche Räume es in der Familie zu beachten gibt.
Wir gehen nacheinander auf diese ein und erklären, wie man sie nutzen kann.
Auf der Hand liegt der eigene Raum. Es ist enorm wichtig, dass diese eigenen Räume erhalten bleiben und jedes Mitglied aus der Familie einen Zufluchtsort hat, in dem es nur für sich selbst sein kann. Es kann sein, dass dies auf den ersten Blick nicht möglich erscheint, wenn sich Ihre Kinder beispielsweise ein Zimmer teilen. Doch geben Sie nicht gleich auf. Sie können die Küche, das Bad, das Wohnzimmer oder auch nur Teile von Zimmern nutzen, die Sie begrenzen. Der eine nutzt das Bett, der andere die Couch und den Schreibtisch. Werden Sie kreativ! Das kann vor allem den Kindern unglaublichen Spaß machen. Jeder sollte in seinem „Raum“ die Dinge haben, die er/sie braucht, um sich wohlzufühlen.
Beachten Sie, das klar zu kommunizieren. Wenn sich ein Teil der Familie zeitweise abgrenzen möchte, dann muss das möglich sein. Vor allem momentan. Nur so ist langfristig ein harmonisches Miteinander möglich.
Hier werden die Räume, wie ursprünglich gedacht, als Metapher gesehen. Es geht um die gemeinsame Zeit, die die Elternteile mit den Kindern verbringen. Für die Coronazeit bedeutet dies: machen Sie sich bewusst, wie Sie Zeit mit Ihren Kindern verbringen können und das vielleicht auch nur mit einem Elternteil. Eine unglaubliche Ressource kann es sein, sich dabei gemeinsame Interessen anzuschauen. Oft gehen diese in der Familie stark auseinander. Nutzen Sie das bewusst. Wenn zum Beispiel ein Kind und ein Elternteil basteln, können die anderen Mitglieder der Familie draußen Inliner fahren. Es müssen nicht alle gemeinsam Zeit verbringen. Wenn Sie sich aufteilen, ist die Chance höher, dass jeder das tut, worauf er Lust hat. Und: es ist leichter Ihren Kindern nah zu sein und herauszufinden, wie es Ihnen geht, wenn Sie Zeit mit Ihnen allein verbringen und sich nur auf Sie konzentrieren.
Geschwister haben eine ganz besondere Beziehung zueinander, egal in welchem Alter sie sind. Geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit allein miteinander Zeit zu verbringen. Der soziale Kontakt zu Gleichaltrigen ist durch die Aufhebung der Schulpflicht stark eingeschränkt und kann Minderjährige enorm belasten. Normalerweise sehen sie ihre Freunde jeden Tag und sind hauptsächlich von Gleichaltrigen umgeben. Dies kann in der Familie am ehesten noch ein Geschwisterkind ausgleichen. Die beiden verstehen die Lage des anderen besser, als Sie es tun. Unterstützen Sie, dass sie füreinander da sein können. Denn auch, wenn sie sich gelegentlich streiten, geben Geschwister einander unglaublich viel. Von niemandem aus dem gleichen Alter wird man sonst so bedingungslos geliebt und als der Mensch gesehen, der man ist.
Vergessen Sie nicht, auch wenn Sie den ganzen Tag in der Nähe voneinander sind, bewusst als Familie Zeit zu verbringen. Egal, um welche Tätigkeit es sich handelt: einen Spaziergang, ein Gesellschaftsspiel oder ein gemeinsamer Film. Machen Sie deutlich, dass das nun Zeit für die ganze Familie ist. Sie können miteinander lachen, einander Trost spenden und sich darüber austauschen, wie es den anderen in der aktuellen Situation mit neuen Abläufen wie Home-Office oder Home-School geht. Seien Sie füreinander da.
Der am Häufigsten vergessene Raum ist der für Sie als Paar. Auch zu normalen Zeiten vergessen die meisten Paare, sich Zeit für einander zu nehmen und sind nur noch Eltern. Das ist fatal, denn Ihre Kinder werden irgendwann ausziehen. Die meisten bemerken erst dann, wie weit sie sich von Ihrem Partner entfernt haben. Um das zu verhindern, nehmen Sie sich bewusst Zeit für den anderen. Machen Sie das auch vor Ihren Kindern deutlich. In der Zeit wollen Sie nicht gestört werden. Das kann abends sein, oder wenn Sie gemeinsam rausgehen. Wie Sie es schaffen solche Zeiten in Ihren Alltag zu integrieren und sich einander so ganz von selbst nah zu bleiben, finden Sie hier.
Das sind viele Anweisungen, die man beachten muss. Oft reicht es, wenn Sie sich dieses Modell einmal bewusst machen und gemeinsam einen Plan erstellen, wie sie solche Räume nutzen und damit Ihre Möglichkeiten ausschöpfen können. Sie als Familie sind unglaublich stark und die aktuelle Lage kann Sie, wenn Sie sie richtig nutzen, in vielem weiterbringen, anstatt Sie einzuschränken. Halten Sie zusammen und geben Sie jedem Mitglied die Möglichkeit, sich auch jetzt optimal zu entfalten.
Von Lisa Mucke
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